Lieber lassen oder einfach machen? Was Paarfinanzen mit einem Marathonlauf gemeinsam haben.
- Teresa

- 18. Sept.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Sept.
Spoiler: ALLES. (Zumindest fast.)
Wer schon einmal für einen Marathon trainiert hat, weiß: Irgendwann kommt der Moment, wo sich ernsthaft die Frage gestellt wird: “Warum tue ich mir das eigentlich an?”
Die langen Läufe am Wochenende, das Aufstehen im Morgengrauen, die müde Erkenntnis nach einem 30km-Trainingslauf, dass am Wettkampftag noch 12 Kilometer mehr zu absolvieren sind...
Zumindest bei mir kommen spätestens immer wieder Zweifel: Muss ich mir das wirklich geben? Gehört es wirklich zu einem erfüllten Leben, einmal 42 Kilometer zu laufen – oder ist es schlicht eine ziemlich bescheuerte Idee? Bin ich wirklich fit genug oder ist da nicht ein Pieksen im Hals und Ziehen in der Wade?
Da ist er nun, der Moment, in dem ich ernsthaft überlegt: Soll ich es lieber lassen?
Genau so fühlen sich viele Paare, wenn es um ihre Geld- und damit verbundenen Themen von Zeit und Rollen geht. Der Gedanke, gemeinsam über Geld zu sprechen, löst bei vielen eher Fluchtreflexe als Vorfreude aus. „Vielleicht lassen wir es lieber sein?"
Fakt ist: Weniger als 1 % der Menschen weltweit laufen je einen Marathon. Und die Zahl der Paare, die ihre Finanzen strukturiert und systematisch geregelt haben, dürfte nur unwesentlich höher sein.
Und noch ein Fakt: Wer glaubt, mit „dem einen Kontenmodell“ sei alles erledigt, irrt gewaltig!
Genau wie beim Marathon sind nicht die ersten fünf Kilometer entscheidend, sondern das Dranbleiben, das Weitermachen. Auch dann, wenn es zwischendurch mal hart wird.
Was wir uns noch von der klassischen Marathonvorbereitung für die Herangehensweise an Paarfinanzen abschauen können:
1. Vorbereitung ist alles
Untrainiert in einen Marathon starten? Keine gute Idee. Im besten Fall endet es frustrierend, im schlimmsten im Krankenhaus.
Auch bei den Paarfinanzen gilt: Einfach mal „drauflos“ funktioniert selten. Besser ist es, sich vorher Gedanken zu machen und fachlich und emotional vorzubereiten.
Dazu gehören ganz elementare Fragen wie:
Was ist mir wichtig?
Was empfinde ich als gerecht?
Welche Rolle spielt Geld in meiner Biografie, wie hat das mich und meinen Umgang mit Geld geprägt? Wie zeigt sich das in unserer Beziehungsdynamik?
Ein hilfreicher Startpunkt dafür: Der Geldpersönlichkeitstest oder ein Blick ins Workbook.
2. Die richtige Vorbereitung macht den Unterschied
Marathontraining besteht nicht nur aus Dauerläufen. Auch Intervalle und Tempotraining gehören dazu. Für mich persönlich besonders wichtig außerdem: Der Aufbau von mentaler Stärke und Resilienz gegen die "Ich mag nicht mehr!"-Stimme im Kopf.
Auch bei den Paarfinanzen ist der Aufbau von Fachwissen zu Modellen und Berechnungsweisen wichtig. Das reicht aber nicht! Denn Geldfragen haben selten nur mit Geld und Zahlen zu tun, sondern sind tief mit Gefühlen wie Wertschätzung, Zuneigung, Macht und Machtlosigkeit verbunden.
Zum richtigen Paarfinanz-Training gehören deshalb:
Klarheit über Werte, Prägungen und ihren Einfluss auf den Umgang mit Geld und die verbundenen Paardynamiken.
Fachwissen & Strukturen: Was ist möglich und denkbar, was passt zu uns?
Methoden & Techniken: Wie tasten wir uns schrittweise an für uns passende Lösungen heran?
3. Langsam anfangen
42 Kilometer sind 42 Kilometer. Niemand läuft die einfach so.
Auch bei den Paarfinanzen gilt:
Das eine richtige "Modell" gibt es nicht.
Konten sind nur ein Teilaspekt. Aufteilung und Ausgleich von Care-Arbeit, Altersvorsorge, Notfallpläne und Sparziele gehören zum Beispiel genauso dazu.
Alles auf einmal klären? Unmöglich.
So dringend die Themen sind, sollten Paare lieber langsam und Schritt für Schritt starten. Das ist für den Energiehaushalt und die die Nerven nachhaltiger und erhöht die Wahrscheinlichkeit, wirklich ins Ziel zu kommen.
Fahrt aufnehmen können wir immer noch, wenn ein paar wichtige Meilensteine erreicht sind und sich die Beine noch gut anfühlen.
4. Pausen sind erlaubt
Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Dasselbe gilt für die (vielfältigen) Geldfragen in der Beziehung. Manchmal kann es sogar wichtig sein, Tempo rauszunehmen, die Gefühle etwas runterkochen zu lassen und neue Energie für einen weiteren Abschnitt zu sammeln.
Entscheidend ist nicht die Geschwindigkeit, sondern das Durchhalten.
5. Abbrechen (und Verschieben) ist manchmal klug
Manche Marathons werden nicht zu Ende gelaufen. Das ist keine Niederlage, sondern klug. Zumindest dann, wenn man den Vorsatz nicht ganz aufgibt, sondern verschiebt.
Auch der Weg durch verschiedene Paarfinanz-Kapitel oder einzelne Geldgespräche kann abgebrochen werden, wenn die Emotionen hochkochen oder die Positionen zu weit auseinanderliegen. Wichtig ist dann, unmittelbar einen neuen Anlauf zu planen (und die vermeintliche (!) Niederlage nicht so stehen zu lassen), ganz gleich, ob nächste Woche, nächsten Monat oder nächstes Jahr.
6. Das Ziel ist das Ziel – nicht die Zeit ist das Ziel
Einen Marathon zu beenden, ist IMMER ein Erfolg. Ob in drei oder in sechs Stunden, ist nebensächlich. Auch in Finanzfragen zählt nicht der Vergleich mit anderen. Eine wirklich gute Lösung für das eine Paar passt zu einem anderen Paar nämlich oft gar nicht.
Sich von anderen inspirieren zu lassen, kann eine tolle Motivationsquelle sein, doch am Ende könnt nur ihr selbst den Marathon zu Ende laufen.
Was nehmen wir mit? Durchhalten lohnt sich.
Das ist wohl die wichtigste Parallele zwischen einem Marathonlauf und Paarfinanzen.
Und der entscheidende Unterschied? Einen Marathon muss wirklich niemand laufen. Jede:r sollte sich jedoch unbedingt um die eigenen Finanzen kümmern: Sowohl in als auch jenseits einer Paarbeziehung.
Mehr zur Vorbereitung auf Paarfinanz-Marathons und die Herangehensweise von Paarity findet ihr hier.

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